Ich wollte erst schreiben „der größte -“ oder „der wichtigste Astrologe des 20.Jahrhunderts“. Aber genau diese Superlative und Vergleiche hätte Wolfgang Döbereiner nicht gewollt. Er hätte gesagt „ich will nicht groß sein“ oder „es muss nicht immer die Eroica sein“ oder „man lässt sich nicht prämieren wie einen Ochsen“.
Ich habe heute erst erfahren, dass er am 5.4.2014 mit 86 Jahren gestorben ist.
Er starb unter der Primärdirektion MC d Opposition Pluto. Er starb unter der Erfüllung seiner Bestimmung, an der Fixierung und Konzentrierung seines Lebens (im Sinne des Pluto als Herrscher von 5). Ein Planet am Aszendenten, vor allem wenn er Bezug zum Leben hat, wie hier, ist oft an seiner Oppositionsstelle ein Todessignifikator, indem naturgemäß das MC als Promissor während eines Menschenlebens gerne den dritten Quadranten durchläuft und dann nach einem Vollendungspunkt sucht.
Es ist mir nahe gegangen. Denn ein großer Geist ist aus der Versammlung der geistigen Zeitgenossen gegangen. Wir stehen jetzt alle etwas mehr alleine da und haben mehr Verantwortung zu tragen, Verantwortung für ein Gewissen gegenüber der Echtheit, dem geistigen Anspruch, dem astrologischen Niveau, dem Nicht-Effektiven, dem Nicht-Modernen und Nicht-Kurzlebigen oder Leichtverdaulichem, gegen das er einstand.
Er starb im 10er Rhythmus auf seiner Sonne, die das zweite Haus ins dritte transportiert und seine Anschauungsform darstellbar macht. Vielleicht hat er genug gesagt. Ich hoffe sehr, dass der Neptun in 3 freigibt, was er uns nicht sagte und die viel zu vielen nicht hören lassen wollte. Er starb auf, 4,5 Waage – und Neptun-Venus standen auch am Himmel, ganz in der Nähe seines Merkur und seiner Sonne. Döbereiner winkt mit dem Schleier, hinter welchem seine Innovationen und Gestaltungen (Venus Herrscherin von 5 und 11) verborgen sind.
Ich kann mich an einen respektvollen Streit mit ihm erinnern und daran, dass er ungerecht war und als Krebs auch ungerecht sein durfte. Er gestand sich zu, Unrecht haben zu dürfen, weil er wusste, dass das Richtige falsch ist und dass es einen Unterschied zwischen Mythos und Logos gibt. Er war Irrationalist, kein Vernuftsmensch, kein Pragmatiker, sondern Erfinder und Empfinder und der – aus meiner Sicht – einzige ernst zu nehmende astrologische Forscher der letzten 50 Jahre, bzw der Zeit, die nach dem 2.Weltkrieg kam. Er war auch die einzige Gegenstimme gegen die Kommerzialisierung und esoterische Abflachung der Astrologie, die vor allem in den 80er und 90er Jahren grassierte.
Sehr geehrter Herr Döbereiner, ich hoffe, wir Astrologen nach ihnen werden Ihr Erbe in Ihrem Sinne und mit Ehre am Leben erhalten und gedeihen lassen.
christian says:
21. September 2014 at 8:18
An „Denkstu“: Wenn Du willst, dass ich einen Kommentar von Dir veröffentliche, solltest Du an Deinem Tonfall arbeiten und Deine echte E-Mail-Adresse hinterlegen. Für Dein weiteres Verständnis empfehle ich Dir folgenden Beitrag: http://christian-birkner.de/buchbesprech/40-doebereiner-wolfgang-seminarbaende-der-90er-jahre